Dass Duden eine etablierte Marke ist, wie Miriam Harringer [Page, 16.06.2017] schreibt, liegt wohl an der langen Haltbarkeit eines Markenbildes, das wir (Bender+Büwendt) gemeinsam mit dem Verlag (Bibliographisches Institut) und dem damaligen Eigentümer (Langenscheidt) entwickelt und zur 22. Auflage des Duden 1 (2000) eingeführt haben. Duden war vorher schon ein großer Name, aber bis zur Einführung der Dachmarke fehlte ihm ein visuelles Äquivalent.
Schlagwort: Gestaltung
Positionspapier vorgestellt: Bündnis 90/Die Grünen zur Kreativwirtschaft.
Letzte Woche stellte die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, im Rahmen eines parlamentarischen Abends, ihr 10-seitiges Positionspapier zur Soloselbständigkeit in der Kreativwirtschaft vor.
Ich möchte zwei Punkte herausgreifen, die ich schon mehrfach thematisiert habe – sowohl hier [in der AGD Gruppe] auf Xing als auch im Gespräch mit Abgeordneten und Referenten der beiden Oppositionsparteien im Bundestag: Honorardumping im öffentlichen Sektor und unbezahltes Crowdworking auf kommerziellen Plattformen.
Das Factsheet der Fraktion, eine Kurzfassung zum Positionspapier, enthält folgende Aussagen dazu:
„Öffentliche und öffentlich-rechtliche Auftraggeber stärker in die Pflicht nehmen, angemessene Vergütungen zu zahlen“
„Digitale Plattformen stärker in die Pflicht nehmen, Kreative angemessen zu vergüten, wo mit kreativer Leistung wirtschaftliche Gewinne erzielt werden“
Digitale Tagelöhner? Fachgespräch bei der Linken.
Unter der Überschrift „Digitale Tagelöhner?“ hatte die Bundestagsfraktion Die Linke am Freitag, 10. März 2017 Vertreter verschiedener Branchen zu einem öffentlichen Fachgespräch über Mindesthonorare für Solo-Selbständige eingeladen. AGD-Vorstand Jan-Peter Wahlmann hat die Designbranche vertreten.
An der Veranstaltung nahmen überwiegend (Solo-)Selbständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) teil, aber auch Selbständige anderer Branchen, einige Wissenschaftler sowie Vertreter von Berufsverbänden und Gewerkschaften.
Hintergrund:
Die Partei Die Linke hatte im Juni letzten Jahres eine Große Anfrage zur sozialen Lage und Absicherung von Solo-Selbstständigen eingereicht und im Februar diesen Jahres einen Entschließungsantrag eingebracht. Aus der Antwort der Bundesregierung vom vergangenen Dezember ging hervor, dass es 2015 4,2 Millionen Selbständige gab, davon 2,3 Millionen Solo-Selbständige.
Seit diesem Jahr ist ein Nachhaltigkeitsbericht Pflicht.
Gemäß einer EU-Direktive (Richtlinie 2014/95/EU) sind ab 2017 alle Unternehmen von öffentlichem Interesse (damit sind Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern bzw. einer Bilanzsumme von mehr als 20 Mio. EUR oder einem Nettoumsatz von mehr als 40 Mio. EUR gemeint) verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen.
„Indirekt werden darüber hinaus insbesondere auch mittelständische Unternehmen (KMU) betroffen sein“, so der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE).
Crowdsourcing: Innovatives Geschäftsmodell oder Frühkapitalismus 4.0?
In der Debatte um die Digitalisierung der Arbeit wird immer wieder über Crowd-Sourcing diskutiert. Für die einen sind Onlinemarktplätze innovative Geschäftsmodelle, für die anderen ein Rückfall in frühkapitalistische Arbeitsverhältnisse.
In dem jüngsten Newsletter meines Berufsverbands, Allianz deutscher Designer (AGD), fand ich einen interessanten Link zu Arbeiten in der Wolke, einer Veranstaltung des Munich Center For Internet Research (MCIR). Der Podiumsdiskussion ging ein etwa 25-minütiger Vortrag von Prof. Dr. Martin Risak (Universität Wien) voraus, der sich vor allem mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragen von Crowd-Sourcing befasste. Nach Risak ähnelt die Plattformökonomie einem „Spotmarkt für Arbeit, bei dem nur bezahlt wird, was auch tatsächlich in Anspruch genommen wird. Damit erodiert der Schutz des Arbeitsrechts…durch die Atomisierung früher durchgängiger Vertragsbedingungen…“. Sein Satz „Prekariat ist kein innovatives Geschäftsmodell“ bringt es auf den Punkt.
Unternehmensberatung: Strategie Design
In der WUV war kürzlich (29.11.2016) zu lesen, dass die Unternehmensberatung Accenture die Londoner Kreativagentur Karmarama übernimmt. In jüngster Zeit häufen sich Meldungen über den Zukauf von Designkompetenz durch internationale Consultingfirmen.
Das Handelsblatt brachte dazu einen empfehlenswerten Artikel: „Prototyp statt Powerpoint“ (25.11.2016), nachzulesen im Online-Kiosk blendle.com. Darin beschreibt der Kölner Wirtschaftsjournalist Steffen Ermisch, wie wichtig Design für Unternehmensberatung ist.
Erneuerung in Orange
Die Düsseldorfer Kommunikationsdesignerin Annika Lyndgrun fragte in ihrem lesenswerten Blogbeitrag: „Die Farbe Orange – Melancholischer Herbst und billiger Konsum“, ob die Farbe Orange, die in unserem Kulturkreis als Inbegriff billigen Plastik-Schicks der 70er Jahre gilt, gerade rehabilitiert wird.
Mein Kommentar vom 30.10.2016:
Bei meinem letzten Aufenthalt in Straßburg wurde ich von Orange, dem Mobilfunkanbieter und früheren Staatskonzern France Télécom, begrüßt.
Daraufhin fragte Annika Lyndgrun, „wie ein Mobilfunkanbieter an diesen Namen kommt.“
Andrea’s Deppenapostroph?
Unter Designern taucht immer wieder die Frage auf, ob bei Eigennamen das Genitiv-s, wie im Englischen, mit Apostroph (Stammapostroph) abgetrennt werden muss.
Falsch gesetzte oder sinnlose Apostrophe werden von einigen Kritikern auch als Deppenapostroph bezeichnet. Dabei wird vor allem die häufige Verwendung des apostrophierten Genitivs beklagt.
Die Auseinandersetzung ist nicht neu, da sich die Regeln zur korrekten Verwendung des Apostrophs in der deutschen Sprache schon mehrfach geändert haben.
Semantisches Differential
Die Düsseldorfer Kommunikationsdesignerin Annika Lyndgrun stellt in ihrem lesenswerten Blogbeitrag: „Es soll irgendwie modern aussehen… – Design beschreiben“ eine Liste mit gegensätzlichen Begriffspaaren (z. B. elegant – rustikal) vor, die sie für die Kommunikation mit ihren Auftraggebern entwickelt hat.
In der AGD-Gruppe auf Xing bat sie um unsere Einschätzung und weitere Ideen.
Mein Kommentar vom 17.10.2016
Hallo Annika Lyndrun,
ich finde solche Listen super, weil man damit sehr schnell herausfinden kann, welche Einstellungen ein Auftraggeber hat und was er von mir und meiner Arbeit (Text/Gestaltung) erwartet.
Ihre Liste, mit den gegensätzlichen Adjektiven, erinnert mich an das Semantische Differential, das im Marketing eingesetzt wird. Ursprünglich stammt es aus der Psychologie und wurde von Charles Egerton Osgood entwickelt (C. E. Osgood, G. Suci, P. Tannenbaum: The Measurement of Meaning 1957).
Rezension einer Sendung aus der Reihe Essay & Diskurs auf Deutschlandfunk.
„Alles umsonst im Netz? Kreativwirtschaft in der digitalen Zukunft“ Von Simon Brückner. Als Stream verfügbar bis 02. Januar 2017.
Unbedingt hörenswert!
http:x//www.deutschlandfunk.de/digitale-zukunft-alles-umsonst-im-netz.1184.de.html?dram:article_id=355035
In seinem Radio-Essay „Alles umsonst im Netz?“ beschreibt der Berliner Dokumentarfilmer und Journalist Simon Brückner den Wandel in der Arbeitswelt der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Der Autor stellt die richtigen Fragen:
Warum können viele Kreative, trotz eines wachsenden Marktes, nicht mehr von ihrer Arbeit leben?
Warum steckt eine Branche, die vor rund einem Jahrzehnt noch als zukunftsträchtige Goldgrube galt, heute in einer tiefen Krise?
Warum sinken Budgets, brechen Preise ein und laufen Förderungen aus, obwohl Auftraggeber satte Gewinne machen und unsere Gesellschaft so reich ist?
Brückner beobachtet einen Markt, in der die kreative Intelligenz die Verlustseite bildet, während die technische Intelligenz gut verdient.